Mittwoch, 5. Oktober 2022

Melusi im Herzen

Nun ist es bereits vier Monate her, dass wir Südafrika verlassen haben. Aber noch immer vergeht kein einziger Tag, an dem wir Melusi nicht vermissen. Noch immer sind unsere Herzen mehr in Südafrika als hier in Deutschland. Die vergangenen elf Jahre werden für immer ein ganz besonderer Schatz für uns als Familie bleiben. Wir blicken unendlich dankbar und beschenkt auf diese Zeit zurück.

Familienbild mit den Leitern von Melusi und unseren Freunden Peter & Angeline Hambidge

Umso größer war unsere Freude als Mitte September die langjährigen Leiter von Melusi und unsere engen Freunde Peter & Angeline Hambidge, die Möglichkeit hatten, uns für ein paar Tage in unserem neuen Zuhause zu besuchen. Es waren enorm kostbare Momente. Es fühlte sich so "normal" und gleichzeitig so besonders an: gemeinsam zu essen, über Melusi zu reden, miteinander zu lachen, zusammen zu weinen, einfach Leben miteinander zu teilen und gemeinsam unterwegs zu sein.

Für das Wochenende als Peter & Angeline bei uns waren, haben wir alle ehemaligen Melusi Mitarbeiter aus Deutschland, Schweiz und den Niederlanden zu einem Treffen nach Eppstein eingeladen. Diese Tage waren in vielerlei Hinsicht überwältigend. Knapp 80 Leute [inklusive Ehepartner und Kinder] kamen und machten dieses Wochenende zu einem unvergesslichen Erlebnis. Auch wenn viele von ihnen sich gar nicht kannten, da sie in unterschiedlichen Jahren in Melusi waren, gab es ein Miteinander und eine Vertrautheit, die unvorstellbar waren. Es war wie ein großes und wunderschönes Familientreffen.

 
Für uns als Familie waren die Tage mit Peter & Angeline und in besonderer Weise auch das Ehemaligentreffen ein absoluter Segen. Viele Erinnerungen kamen wieder hoch, viele Geschichten wurden erzählt, vieles aus den vergangenen elf Jahren wurde noch einmal lebendig. 
Als wir unser Leben in Deutschland aufgaben, um den Schritt ins Ungewisse zu wagen und nach Südafrika zu gehen, ahnten wir nicht, wie reich GOTT uns in dieser Zeit beschenken würde. Wir durften erfahren: GOTT ist treu und ER hält an seinem Versprechen fest:

 "Jeder, der seine Heimat oder seine Brüder und Schwestern oder seine Eltern oder Kinder oder Äcker zurücklässt, weil er sich ganz zu mir stellt, der wird das alles hundertfach zurückbekommen und außerdem das Leben erben, das nie enden wird." [Matthäus 19.29 / Die Bibel]

Wir haben in Südafrika ein Zuhause fernab unserer eigentlichen Heimat gefunden. Wir wurden mit einer großartigen südafrikanischen Familie gesegnet. Wir haben weltweit Freunde gewonnen. Wir durften ein Segen sein und wurden dadurch selber gesegnet und überreich beschenkt. Auch wenn wir nun nicht mehr vor Ort sind, dürfen wir weiterhin Teil der Melusi Familie sind. Melusi im Herzen.

Melusi Familie in Eppstein [September 2022]





Dieser Blog über unser Leben in Südafrika kommt hiermit zu einem ENDE. 
DANKE für euer Interesse. GOTT mit euch.

Mittwoch, 20. Juli 2022

Alan ist wieder gegangen

"Alan ist wieder gegangen" lautete vor ein paar Tagen eine Nachricht im Melusi Chat. Obwohl wir nun schon einige Wochen in Deutschland sind und langsam Abstand von Melusi bekommen, hat mich [Stephan] diese Nachricht doch getroffen. Hunderte Männer haben wir in unseren Jahren in Melusi begleitet, an hunderten Schicksalen Anteil genommen. Dabei wurden wir unzählige Male enttäuscht und durften doch immer wieder erfahren, wie Männer durch ihre Zeit in Melusi gesegnet worden und neue Hoffnung fanden.

Hoffnung war das, was Alan gar nicht mehr hatte als er im Februar nach Melusi kam. Er lebte seit über 30 Jahren auf der Straße, hatte jeglichen Kontakt zu seinen Angehörigen abgebrochen, wurde regelmäßig überfallen und ausgeraubt und strahlte überhaupt kein Leben mehr aus. Alan war nur noch Haut und Knochen. Schon lange hatte er nicht mehr richtig gegessen. Er lebt von Abfällen oder dem, was Leute ihm aus Mitleid gaben. Alan hatte alle Würde und Hoffnung verloren. 
Seine ersten Tage bei uns waren für ihn eine echte Qual. Er litt unter Entzug und es strengte ihn an, permant von Menschen umgeben zu sein. Er wollte allein sein und seine gewohnte Freiheit auf der Straße "genießen". Das einzige Mal, dass ich Alan in dieser Zeit lächeln sah, war als er mir sagte, dass er wieder geht. Alles würde gut, er bräuchte ja nur vor Einbruch der Dunkelheit einen Busch finden.

Schon wenige Wochen nachdem Alan Melusi verlassen hatte, klopfte er wieder an unserer Tür. Er war erneut ausgeraubt worden, hatte zum wiederholten Male alles verloren und war einfach müde. Wir gaben ihm eine neue Chance und dieses Mal veränderte sich etwas. Langsam kehrte Leben in ihn zurück und als MYC [Melusi Jugendkonferenz] lief, war Alan kaum wiederzuerkennen. Er sang voller Hingabe mit, sammelte fleißig Müll ein und schien sogar, richtig Freude daran zu haben. Hoffnung und Zuversicht kehrte in sein Leben zurück. 

Kurz vor unserem Abschied sprachen wir über seine Gedanken, noch etwas in Melusi zu bleiben und dann einen Platz in einem Altersheim zu suchen. Alan klang zufrieden und hoffnungsvoll - was für eine Veränderung. Doch nun - nur wenige Wochen später - ist Alan wieder gegangen, doch nicht wie erhofft in ein Altersheim, sondern zurück auf die Straße. Den wirklichen Grund kennt keiner und wir können nur erahnen, welche enorme "Anziehungskraft" sein gewohntes Leben auf der Straße für ihn hat.

Alan's Geschichte steht exemplarisch für viele unserer Männer. Die Zeit in Melusi tut ihnen unwahrscheinlich gut, Dinge beginnen sich in ihrem Leben zum Guten hin zu verändern und doch ziehen viele irgendwann in ihrer gewohnten Weise weiter oder werden rückfällig. Dies ist nicht immer einfach auszuhalten. Dies zu verstehen und zu akzeptieren fällt schwer, hatten wir doch so viel Hoffnung für sie. Wir hatten doch so oft für sie gebetet und Gott um ein Wunder angefleht.
 
In all diesen Jahren ist mir sehr bewußt geworden, dass trotz aller Mühe und allem Einsatz es nicht in unserer Kraft liegt, Menschen grundlegend zu verändern. Dies kann nur Gott. Nur Er kann vergeben, nur Er kann die Wunden der Vergangenheit heilen, nur Er kann Versöhnung ermöglichen, nur Er kann neue Hoffnung schenken, nur Er kann inneren Frieden geben - nur Er kann. 
Unsere Berufung in allem ist es, den Menschen und vor allem den "Geringsten" in Gottes Liebe zu begegnen, ihnen treu zu dienen, barmherzig und gnädig mit ihnen zu sein und sie zu einem Leben mit Jesus einzuladen. "Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern und Schwestern, das habt ihr mir getan."[Die Bibel / Matthäus 25.40]
Der Rest liegt in Gottes Hand. Ihm vertrauen wir. Was Er in unseren Männern angefangen hat - auch in Alan -, wird Er zu seinem Ziel führen - in Melusi oder woanders.

Freitag, 8. Juli 2022

Melusi Website

Melusi hat eine neue Website und es lohnt sich definitiv, dort mal vorbeizuschauen: www.melusi.com


Donnerstag, 16. Juni 2022

Abschied und Ankunft

 
Wir hatten wirklich einen schönen Abschied von Melusi - einen tollen Freundesabend und einen sehr bewegenden Abschiedsgottesdienst. Diese letzten Tage und die vielen Begegnungen mit unserer Melusi Familie und unseren Freunden waren für uns sehr berührend.
 
 
Umso schwerer war dann der Tag des Abschieds von Melusi. Unser Team und unsere Residents hatten sich vor unserem Haus versammelt, haben für uns gebetet und uns endgültig Tschüß gesagt. Auch wenn dies nun schon zwei Wochen her ist, haben wir allein bei dem Gedanken daran, noch immer Tränen in den Augen...


Unbeschreiblich schön war, dass Freunde für uns noch eine ganz besondere Überraschung vorbereitet hatten: Jo.Ann's Lehrerin [eine gute Freundin von uns] stand mit ihrer Schulklasse an der Straße, um uns zu winken und nur wenige Kilometer weiter, stand ihr Mann mit seinen Arbeitern. Diese Bilder werden wahrscheinlich für immer in unserem Herzen sein.

Für immer in unserer Erinnerung wird leider auch die Beamtin bleiben, die auf dem Flughafen in Johannesburg unsere Reisepässe kontrollierte. Da Stephan noch immer auf die Ausstellung eines neuen Visa wartete, konnte er kein gültiges Visa für Südafrika vorweisen. Dies war zwar nicht unsere Schuld, doch wurde es zu unserem Problem. Obwohl es aktuell - aufgrund der langen Bearbeitungszeiten - für genau solche Fälle eine Ausnahmeregelung gibt, wurde Stephan trotzdem für fünf Jahre von einer Widereinreise gebannt. Am Ende eines sowieso schon sehr emotionalen Tages war dies für uns alle ein echter Schock. Traurig und wütend haben wir wenig später Südafrika verlassen.

Dafür war dann das Willkommen in Deutschland umso herzlicher. Ein Teil unserer Familien und zwei Freunde haben uns super lieb auf dem Flughafen in Empfang genommen. Sie konnten es kaum erwarten uns nach drei Jahren endlich wieder in die Arme zu nehmen...

Bevor wir im Februar 2011 zum ersten Mal in den Flieger nach Südafrika gestiegen sind, haben wir uns mit unseren Familien in der Flughafenkapelle zum Gebet getroffen. Das Gleiche haben wir nun auch nach unserer endgültigen Rückkehr aus Südafrika gemacht. Ein ganz besonderer Moment nach ganz besonderen Tagen.

Samstag, 28. Mai 2022

Die letzten Tage

Die Tage verlaufen momentan alles andere als normal. Es sind unsere letzten Tage in Melusi und uns fällt es schwer in Worte zu fassen, wie es uns geht und wie wir diese besondere Zeit empfinden. Es fühlt sich alles so unwirklich an - noch sind wir mittendrin, noch genießen wir das Leben in Melusi, doch schon in wenigen Tagen wird dies alles zu Ende sein. Vorstellen können wir uns dies nicht, darüber nachdenken wollen wir auch nicht. 

Unser Haus ist - nach endlosen Sortieren - nun fast aus- und aufgeräumt. Sieben von zehn Koffern sind schon gepackt. Viele Dinge haben wir weitergegeben oder in unserem Haus für die nächste Familie gelassen. Es ist gar nicht so einfach zu entscheiden, was man nach elf Jahren mitnimmt, wenn jeder nur zwei Koffer Reisegepäck hat. 
 
 
Neben dem Packen ist es nun an der Zeit, Dinge ein letztes Mal zu machen: die letzte Predigt, das letzte Team-Meeting, das letzte Mal zum Outreach gehen, das letzte Fußball-Spiel, der letzte Schultag, das letzte Mal auf dem Berg Spazierengehen, das letzte Mal Einkaufen, die letzte Übernachtungsparty, der letzte Spiele-Nachmittag ...

 
 
Gleichzeitig treffen wir uns mit vielen Freunden, werden zum Essen eingeladen oder sehen Leute in der Stadt, um uns zu verabschieden. Dies ist eigentlich noch schwieriger als das Packen, da wir wissen, dass wir viele von unseren Freunden nicht so schnell wieder sehen werden. Bei aller Freude am gemeinsamen in Erinnerung-Schwelgen überlagert der Abschiedsschmerz doch alles. 
 
 
Heute Abend haben wir eine große Abschiedsfeier mit der Melusi Gemeinschaft und einigen Freunden, morgen gibt es dann einen großen Abschiedsgottesdienst und am Mittwoch geht es dann letztendlich los. Es stehen uns noch einige sehr emotionale Tage bevor...

Freitag, 6. Mai 2022

MYC 2022

MYC - Melusi Jugendkonferenz 2022: 3 unwahrscheinlich volle Tage, täglich hunderte Jugendliche, unzählige Helfer in der Küche und auf dem ganzen Gelände, endlose Schlangen vor der Essensausgabe, unbegrenzte Begeisterung beim Spielen und Tanzen, tiefe Hingabe im Lobpreis, gespanntes Zuhören bei den Predigten und jedes Mal eine Menge Aufregung [Menge klingt besser als Chaos], sobald es wieder nach Hause ging.

MYC 2022 war für uns sehr beeindruckend. Auch wenn wir am ersten Tag völlig überrannt worden und einiges anpassen mussten, durften wir Gottes Gegenwart und seine Gnade in allem erfahren. JESUS - unsere lebendige Hoffnung: dies war nicht nur das Motto von MYC 2022, sondern wurde auch in vielen Leben sichtbar. Dies war definitiv das Schönste an diesen Tagen.

Dienstag, 3. Mai 2022

MYC 2022 [2. Tag]

MYC - Melusi Jugendkonferenz 2022: Waren wir am ersten Tag noch überwältigt von der schieren Menge an Gästen, hatten wir zum zweiten Tag hin einiges verändert [mehr Stühle, mehr Toiletten, mehr Essen ...]. Es wurde wahrscheinlich einer der besten MYC Tage, die wir je hatten. 900 Leute und dennoch kein Chaos, sondern enorm viel Begeisterung und eine tolle Atmosphäre. Am Ende des Tages waren wir voller Dankbarkeit - was für ein großartiges Erlebnis für unsere Jugendlichen und unser Team.